Vom Schutz der Dunkelheit

Lichtverschmutzung ganz einfach vermeiden
Bis zur Erfindung der Glühbirne vor rund 150 Jahren waren die Nächte dunkel. Seitdem machen wir durch Beleuchtung die Nacht zum Tage mit weitreichenden Konsequenzen besonders für Tiere. Immerhin sind ein Drittel der Wirbeltiere und zwei Drittel der Wirbellosen (z. B. Insekten) nachtaktiv. Tiere und Pflanzen haben sich in Jahrmillionen an den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus angepasst. So teilen sich beispielsweise die überwiegend tagaktiven Vögel und die nachtaktiven Fledermäuse den gleichen Lebensraum, aber nutzen ihn zu unterschiedlichen Zeiten und vermeiden dadurch Konkurrenz um Nahrung. Dieses kluge Zusammenspiel zerstören wir durch zu viel Licht in der Nacht, das oft weit in den Himmel leuchtet.
In Europa nimmt die Helligkeit inzwischen jährlich um bis zu 6 % zu! Die kostengünstige LED-Technik (ver-)führt zum vermehrten Einsatz künstlicher Beleuchtung im privaten Bereich, vor allem zu dekorativen Zwecken, die vielfach eine notwendige und sinnvolle Beleuchtung deutlich überschreitet.
Die Probleme künstlicher Beleuchtung
Mit der zunehmenden Beleuchtung geht nicht nur der Nachthimmel verloren. Bereits jetzt kann die Hälfte der Europäer die Milchstraße nicht mehr sehen. Es geht auch der Lebensraum „Nacht“ für Tiere verloren, die darauf angewiesen sind. Beeinträchtigt werden Futtersuche, Fortpflanzung, Wanderverhalten oder Winterschlaf. Für viele Tiere wird Licht außerdem zur tödlichen Falle. Straßenlampen wirken einerseits wie Staubsauger, die Nachtfalter in einem Umkreis von bis zu 700 Meter anziehen. Bei exponiert beleuchteten Gebäuden können es bis zu 5 Kilometer sein. Die Tiere erschöpfen sich an den Leuchten und verenden. Sie fehlen dann im Ökosystem, sei es in der Nahrungskette oder zum Bestäuben. Beleuchtete Straßen wirken aber auch wie Barrieren für lichtscheue Arten, durchschneiden so Landschaften und trennen Lebensräume.
Licht hat einen fundamentalen Einfluss auf alle biologischen Vorgänge! Aktuelle Studien zeigen, dass selbst geringe Intensitäten der künstlichen Beleuchtung – weniger als bei Vollmond – tiefgreifende Auswirkungen haben auf nachtaktive Tiere, wie Insekten, Fledermäuse, Amphibien, besonders auch Vögel und Fische. Auch bei uns Menschen hat Licht in der Nacht einen Einfluss auf das Schlafhormon Melatonin. Schließlich ist nutzlos abgestrahltes Licht aus reiner Dekobeleuchtung eine Verschwendung von Energie.
Die gute Nachricht:
Es sind vor allem die blauen Anteile im Licht, die eine starke Anlockwirkung auf Insekten und andere Tiere haben und unseren Hormonhaushalt stören. Eine Lösung ist folglich, möglichst Leuchten mit warmweißen Anteilen auszuwählen. Beleuchtung kann außerdem so eingestellt werden, dass sie Tiere weniger stört. Das zeigen wir im Folgenden.
Wir können etwas tun!
- Licht nur da, wo es nötig ist, und nur so viel und solange wie nötig. Statt dessen Bewegungsmelder, Zeitschaltuhren, Dimmer.
- Nur nach unten strahlende und niedrig angebrachte Leuchten verwenden.
- LEDs verwenden, möglichst warm-weiße (2.000 bis 4.000 Kelvin), keine blauen, kaltweißen (über 6.500 Kelvin) LED-Leuchten.
- Verzicht auf Dekolichter im Garten. Keine Kugellampen, keine Beleuchtung von unten in Bäume!
- Auch schwach strahlende Solarleuchten haben einen Einfluss auf Insekten und tragen insgesamt zur Lichtverschmutzung bei. Deshalb möglichst viel Gartenfläche im Dunkeln lassen.
- Im ländlichen Außenbereich abends die Vorhänge zuziehen.
Was wir dabei gewinnen:
- Natürlichen Nachthimmel und Sterne, die wir lange nicht mehr gesehen haben.
- Mehr Lebensqualität für Mensch und Tier.
- Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt, unserer Lebensgrundlage.
- Weniger Energieverbrauch, geringere Stromkosten.