BUND Ammerland positioniert sich: Redebeitrag auf der Kundgebung am 26.01.2024 in Westerstede

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) ist einer der großen Umweltverbände Deutschlands. Er versteht sich als die treibende gesellschaftliche Kraft für eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Seine Vision: Ein zukunftsfähiges Land in einer zukunftsfähigen und friedfertigen Welt.

Und rechtsextremes Gedankengut passt da nicht rein!

Das erste Reichsnaturschutzgesetz wurde tatsächlich von den Nazis erlassen – 1935! Aber dahinter steckte die Ideologie von Blut und Boden, vom rassistisch definierten Volkskörper und der Heimat. Nicht von ungefähr hat sich die NPD jetzt in „Die Heimat“ umbenannt. Die Rechtspopulisten stehen genau in der Tradition dieses Gedankenguts, wenn sie von Remigration und Schutz der Heimat sprechen.

Das Ammerland hat hier ja auch seine unheilvolle Vergangenheit. Als erster Landstrich in Deutschland erzielte die NSDAP bei den Wahlen um 1930 80 % der Stimmen! Das waren unsere Urgroßeltern und Großeltern, unsere Familien.

Die Bilanz der Braunen Zeit 1945: Eine Katastrophe ohne gleichen! Viele Millionen Ermordete und Tote in und außerhalb Europas. Kranke waren für die sogenannte „Gesundheit des Volkskörpers“ Opfer der Euthanasie geworden – alles rassistisch begründet. Eine unglaubliche Zerstörung weltweit. Flucht und Vertreibung, Traumata bis heute. Das ist kein Fliegenschiss der Geschichte, wie das die Rechtspopulisten so gern bagatellisieren möchten!

In das damals tief-braune Ammerland kamen nach 1945 viele Flüchtlinge. In den 1950er Jahren lebten etwa 50 % mehr Menschen im Ammerland, davon viele aus den sogenannten Ostgebieten. Die Integration dieser Fremden lief und läuft nicht immer ganz reibungslos. Auch heute wird mitunter NeubürgerInnen das Recht der Mitsprache bei Dorfangelegenheiten abgesprochen – nur weil sie noch nicht so lange hier wohnen. Trotzdem war und ist die Integration eine große Leistung der AmmerländerInnen.

Unsere Heimat im Ammerland ist das freundliche „Moin“ und das „Du“, ist die Hilfsbereitschaft – auch für Geflüchtete - und die Suche nach einem Konsens über Parteigrenzen und Meinungsverschiedenheiten hinweg. Freie Religionsausübung. Vielleicht demnächst auch galgenfreie Demos.

Rechtsextreme rütteln an den Grundfesten unserer Gesellschaft. Rassistische, antisemitische und islamophobe Äußerungen und Übergriffe schon heute überall. Wenn Rechtspopulisten heute von Remigration und Kosmopoliten reden, bedeutet es nichts anderes als „Dich will ich hier nicht haben! Hau ab, du gehörst nicht zu uns! Ich bin der wertvollere Mensch.“

Massenhafte Deportationen sind heute noch Phantasie der Rechtsextremen. Gewinnen sie Mehrheiten, werden sie Teil von Regierungskoalitionen, bekleiden sie Richterämter, sind sie in Verfassungsorganen vertreten, wird aus dieser Phantasie Realität. Unser gesellschaftliches Zusammenleben, die Vielfalt und Fairness und unsere Demokratie sind in Gefahr. Für unser Überleben so dringende Aufgaben wie Klima- und Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit werden als lästige Zumutungen abgewertet oder als Lügengebilde abgetan. Mit Desinformation versuchen die Rechten Unfrieden zu säen, die Gesellschaft zu spalten.

Der BUND steht ein für eine starke Demokratie mit einer lebendigen Zivilgesellschaft, die sich für ein zukunftsfähiges Land in einer ökologischen, sozial gerechten und friedfertigen Welt einsetzt. In diesem Rahmen sind willkommen alle Menschen, alle Religionen, alle Geschlechter, alle Ethnien.

Natur- und Klimaschutz brauchen eine Demokratie, die von Solidarität und Gleichberechtigung geprägt ist. Und Menschen, die das mittragen, uns alle, braucht Mitgefühl, Mitmachen, Miteinander.

Naturschutz ist ja durchaus „konservativ“. "Konservativ" im Sinne von „bewahren“. Bewahren von biologischer Vielfalt, gesunden, humusreichen Böden, Verbund von Biotopen, klimaschützender Vegetation. Der BUND möchte die vielen Krisen unserer Gegenwart mit faktenbasierten sozial-ökologischen Antworten lösen. Und wenn wir von den Umweltkrisen eins gelernt haben, dann dieses: Verarmte Ökosysteme werden instabil. Vielfalt ist unsere Lebensgrundlage. Je bunter, desto besser!

Als BUND distanzieren wir uns nachdrücklich von völkischem und menschenverachtendem Gedankengut, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Umwelt- und Naturschutzbewegung. Die BUND-Welt ist nicht braun, sondern bunt!

Naturschutz ist bunt!

Klimaschutz ist bunt!

Menschenschutz ist bunt!

Das Ammerland ist bunt!

Sorgen wir gemeinsam dafür, dass das so bleibt!

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