Toxic Business - Pestizide in den Ländern des Südens
Gut besuchter Dokumentarfilm im Bahnhofskino Westerstede
In Kooperation mit dem Oekumenischen Zentrum Oldenburg (OeZO e. V.) und dem Bahnhofsverein zeigte die BUND Kreisgruppe Ammerland den Dokumentarfilm "Toxic Business" von Katia Becker und Jonathan Happ im Bahnhofskino Westerstede. Der hervorragend gemachte Film thematisierte den Verkauf und Einsatz von Pestiziden in Afrika durch namhafte - auch deutsche - Agrarchemiekonzerne. Er zeigte die Strukturen auf und wie jenseits ethischer Grundsätze die Unternehmen in Afrika ihr Geschäft machen - ohne Rücksicht auf Menschen und Natur. Die Dominanz der Agrarkonzerne in Afrika ähnelt doch sehr den Geschehnissen der vergangenen Jahrzehnte in Deutschland. Trotz einiger Positivbeispiele nachhaltiger Landwirtschaft, die Ernährungssicherheit besser als die neuen Techniken und eingesetzten Chemikalien gewährleisten zu scheinen, blieben die Anwesenden betroffen zurück...
Filmtrailer: https://vimeo.com/583329490
Weitere Informationen zum Thema:
Pestizidatlas 2022
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/pestizidatlas-2022/
Download:
www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/umweltgifte/umweltgifte_pestizidatlas_2022.pdf
Pestizid Aktions-Netwerk (PAN e.V.)
ujuzi media GmbH
Jonathan Happ
ujuzi.media GmbH
Goseburgstr. 27
21339 Lüneburg
E-Mail: info@ujuzi.media
Ist Gentechnik auf Acker und Teller die Antwort in der Klimakrise, rettet sie die Landwirtschaft? Klare Antwort: Nein!
Gut besuchte Veranstaltung von AbL und BUND Ammerland im Jaspsershof
Etwa 50 Menschen, davon etliche Landwirte und Landwirtinnen, verfolgten am 12. Januar 2023 die von AbL und BUND Ammerland ausgerichtete Veranstaltung im Jaspershof in Westerstede zu CRISPR/CAS, auch als sogenannte „Gen-Schere“ bekannte Gentechnik.
Der Anlass für den Abend: In der EU unterliegt CRISPR/CAS derzeit noch den strengen Regeln des EU-Gentechnikgesetzes. Die EU-Kommission arbeitet zur Zeit daran, das Gentechnikrecht neu zu fassen. Dabei ist ein Ansatz, bestimmte Verfahren der neuen Gentechniken in Zukunft ganz von der Regulierung durch das Gentechnikrecht auszunehmen. Es besteht die Gefahr, dass der Umgang mit neuer Gentechnik deutlich simpler ausfallen könnte als bisher. Das heisst konkret: Wird z. B. die sog. Gen-Schere nicht mehr wie bisher als Gentechnik eingestuft, entfallen somit die bislang vorgeschriebenen Zulassungsverfahren sowie die Kennzeichnung betroffener Lebensmittel als gentechnisch veränderte Produkte.
Neue Gentechnikverfahren wie CRISPR/CAS eröffnen zwar technisch neue Möglichkeiten, sind zugleich aufgrund ihrer möglichen sozioökonomischen und ökologischen Risiken genauso wie die „alte“ Gentechnik stark umstritten.
Die Publizistin und Aktivistin Jutta Sundermann und der Agrarexperte Dr. Christian Schüler erläuterten in ihren Vorträgen das gentechnische Verfahren CRISPR/CAS, aber auch den aktuellen Stand der Diskussion und mit welchen Argumenten für den Einsatz von CRISPR/CAS geworben wird.
Sie wiesen darauf hin und zeigten anhand eines jüngst erschienenen Spiegel-Artikels, dass derzeit eine intensive Diskussion über die Neuen Gentechniken stattfindet, die starke BefürworterInnen in den Reihen von Industrie und Politik, aber auch Medien und Teilen der Gesellschaft hat.
Welche Folgen hätte der Einsatz von Pflanzen, die mit Hilfe der Gen-Schere verändert wurden, für VerbraucherInnen und Landwirtschaft? Wie kann dann eine gentechnikfreie Ernährung und Nahrungsproduktion sichergestellt werden? Können neue Gentechnikverfahren etwas zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft beitragen? Helfen neue Verfahren in der Klimakrise? Sichern sie der Landwirtschaft ihre Zukunft?
Was ist CRISPR/CAS überhaupt?
Es handelt sich um eine Art Gen-Schere, mit der etwas an einer Stelle des Genoms ausgeschnitten oder auch hinzugefügt werden kann. Christian Schüler erläuterte, dass dabei eine Methode der „alten Gentechnik“ eine wichtige Rolle spielt: Um den von den Bakterien abgeschauten CRISPR/Cas-Komplex, der aus einem Schneide-Protein und einem RNA-Muster-Abschnitt besteht, in den Zellkern zu bekommen, beschießen die Genetiker die Zelle mit Goldpartikeln, auf die ihr neues Werkzeug aufgebracht ist.
Das eingebrachte Erbmaterial entstammt der gleichen Pflanze oder demselben Tier. BefürworterInnen sehen als Vorteile: die Methode ist sehr präzise, einfach, zeitsparend, zielgerichtet. Mit der Gen-Schere veränderte Pflanzen seien von gezüchteten nicht zu unterscheiden – CRISPR/CAS sei daher keine Gentechnik, und unbedenklich. Als Ziele werden stets auch Hungerbekämpfung und die Anpassung von Pflanzen an den Klimawandel genannt.
Sundermann und Schüler riefen in Erinnerung, dass bislang alle von der Gentechnik gemachten Versprechungen unerfüllt blieben. Ein Beispiel: nur eine Handvoll gentechnisch veränderter Pflanzen wurde in größerem Umfang ausgebracht (v. a. Soja und Mais sowie Baumwolle und Raps). Und die Patentrechte an diesen Pflanzen besitzen wenige große Agrarkonzerne. Insofern leiste die Gentechnik nicht den immer wieder versprochenen nennenswerten Beitrag zur Hungerbekämpfung in anderen Teilen der Welt. Die großen Saatgutkonzerne brachten die patentierte Saat so massiv in Umlauf, dass die genetische Vielfalt der Ackerpflanzen massiv abnahm.
Die ReferentIinnen wiesen darauf hin, dass Deutschland – ohne Gentechnik - 2020 fast so viel Weizen wie die Ukraine produzierte. Davon wurden aber 60% an die Tiere verfüttert.*1 Zur Hungerbekämpfung sollte der Weizen nicht in den Futtertrögen sondern auf dem Teller landen!
Einfach und schnell ist das Verfahren ohne Zweifel, aber die Patentrechte werden den Kleinbauern den Zugang zum Saatgut erschweren. Auf diese entfällt jedoch weltweit die Hälfte der Nahrungsmittelproduktion. Und es ist halt doch Gentechnik – wozu sonst Patente auf die Ergebnisse legen? Mittlerweile zeigen Studien, dass Pflanzen, deren Genom mit der Gen-Schere verändert wurde, eindeutig zu identifizieren sind. Das Beispiel der ,Doppelmuskeltiere‘ zeigt: Neue Gentechnik an Nutztieren ist oft mit Tierleid verbunden. Bei Versuchen in China wiesen nur 8 der aus 900 Embryonen entwickelten Ferkel die gewünschten gentechnischen Veränderungen auf. Und auch diese starben früh. Sie litten an Gesundheitsproblemen wie verdickten Zungen, die ihre Atmung schwer beeinträchtigten. Züchtung und Gen-Schere sind eben nicht gleichzusetzen, ein Restrisiko ist wie bei anderen Gentechniken nicht auszuschließen!
Außerdem bestreiten GenforscherInnen, dass mit CRISPR/CAS und ähnlichen Verfahren die omnipotenten Pflanzen erzeugt werden können, die zugleich mit klimatischen Ereignisse wie Dürre und andererseits Extremniederschlägen umgehen können. Allein eine Resistenz gegen Trockenstress ist über mehrere Gene codiert und wesentlich schwieriger zu erreichen, als beispielsweise die bisher aus den Laboren angebotenen Resistenzen gegen bestimmte Spritzmittel.
Einzelne Resistenzen helfen nicht gegen ständig neu auftretende Krankheitserreger oder Schädlinge. Biodiversität und angepasste Anbaumethoden können hier als System die Resilienz unserer Landwirtschaft stärken – dazu ist ein Umdenken in der Agrarwirtschaft notwendig.
Fazit: Grundsätzlich handelt es sich bei CRISPR/CAS um ein gentechnisches Verfahren. Die angedichteten Vorteile sind größtenteils widerlegt oder zweifelhaft. Es ist ein „Denkfehler zu glauben, die Eigenschaften einer Pflanze – wie viel Ertrag sie bringt, wie gut sie sich gegen Krankheitserreger wehren kann und wie gut sie Dürre oder schwere Niederschläge übersteht – könnten allein durch Veränderung ihrer Gene beeinflusst werden.“*1
Aus Gründen des Verbraucher- und des Umweltschutzes sind die bisher gültigen Genehmigungs- und Prüfverfahren beizubehalten. Gleiches gilt für die Kennzeichnung von Produkten und Lebensmittel als GMOs (Genetisch modifizierte Organismen). Nur so können sich VerbraucherInnen über das informieren, was sie konsumieren.
Wichtig ist, Druck auf Politik und sonstige EntscheidungsträgerInnen auszuüben, damit nicht durch die Hintertür die Gentechnik unter einem neuen Mäntelchen der Harmlosigkeit einzieht.
*1 siehe Maria R. Finckh: Stellungnahme zum Antrag der CDU/CSU Fraktion vom 21.6.2022 an den Deutschen Bundestag (Drucksache 20/2342);
*2 https://www.testbiotech.org/gentechnik-grenzen/super-muskel-schweine
Siehe auch:
Maria R. Finckh: Der Denkfehler der Gentechnik, Hamm, 2023
Reihe zu Agroforst im Ammerland ein voller Erfolg!
Knapp 20 Interessierte folgten am 29. Mai 2022 der Einladung zu
"Agroforstwirtschaft – eine Praxis für das Ammerland?"
Nach den Vorträgen von Frau Paulsen (Landwirtschaftskammer Niedersachsen) und Joost Böckmann zu Agroforstsystemen wurden nach dem Mittagessen Praxisbeispiele auf dem Hof Holt und Esch (Landkreis Vechta) der Familie Böckmann besucht - und rege diskutiert. Klar wurde, dass der Aufbau von Agroforstsystemen viel Arbeit und auch Lernen bedeutet, vom Einsatz von Herbiziden oder deren Vermeidung bis hin zur Art der Bodenbearbeitung oder dem Verzicht auf Torf als Substrat bei der Anzucht von Baumkulturen.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projektes "Eigene Vielfalt" des BUND Niedersachsen sowie in Kooperation mit Klimamarkt Ammerland und Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) statt und bildete das Ende der Reihe zur Agroforstwirtschaft im Ammerland.
Multifunktionale Agroforstsysteme - Herausforderungen und Chancen
Am 7. März schilderte Gerhard Braunmiller auf einer weiteren Veranstaltung der Reihe die Herausforderungen und Chancen für Agroforstsysteme aus der Sicht eines Praktikers, der langjährige Projekterfahrung aus den den Ländern des Südens mitbringt. Am Beispiel von Kleinbauern in Peru beschrieb er die Umstellung auf Agroforstsysteme und deren positive Effekte auf Umwelt und soziale Sicherheit. In der anschließenden Diskussion zeigte sich, das noch einige Fragen zu beantworten sind und die vermeintlichen Antworten sich noch in der Praxis beweisen müssen. Alles in allem verdeutlichte der Vortrag aber die Potenziale von Agroforstsystemen.
Der Mitschnitt der Veranstaltung ist hier abrufbar:
https://m.youtube.com/watch?v=Glk3c5gXe2s&feature=youtu.be
Agroforstwirtschaft im Ammerland - Vortragsabend zeigt Perspektiven auf!
Knapp 40 Personen verfolgten am 17. Februar die Online-Veranstaltung von AbL, Klimamarkt Ammerland und BUND Ammerland im Netz, darunter viele Landwirt*innen.
Nach einer Einführung zu Struktur der Landwirtschaft und den naturräumlichen Rahmenbedingungen im Ammerland sowie Förderbedingungen für Agroforst in der Region informierte Junglandwirt Joost Böckmann (B.Sc. Forstwissenschaften und Waldökologie) über „Agroforstwirtschaft - Ideen und Perspektiven für das Ammmerland aus Sicht eines Praktikers“. Jost Böckmann stellte sein Agroforstprojekt vor, das er auf 30 ha in Vechta entwickelt. Mit einer Mischkultur aus Hasel- und Walnüssen, Esskastanien sowie Stein- und Kernobst geht er neue Wege und konnte eindrucksvoll zeigen, dass in Agroforstsystemen abgesehen von den ökologischen Vorteilen auch ökonomisch attraktive Möglichkeiten stecken. Seine Ideen und Erfahrungen übertrug er auf die Situation im Ammerland und entwarf interessante Perspektiven für Agroforstsysteme im hiesigen Raum.
Die Folien zur Veranstaltung als pdf-Datei zum download:
E. Bruhn - Landwirtschaft im Ammerland
D. Grausdies - Naturräumliche Rahmenbedingungen Ammerland
D. Schneidewind - Fördersituation Agroforst
Link zum Video-Mitschnitt: https://youtu.be/mf95sAcmPCs
"Agroforstwirtschaft - Varianten und Praxis"
Erfolgreicher Auftakt der Veranstaltungsreihe zu Agroforstsystemen als Chance für die Landwirtschaft
Über 35 Interessierte verfolgten online den Auftakt zur Veranstaltungsreihe "Agroforstwirtschaft – Chance für die Landwirtschaft im Ammerland?" am 25.01.2022. Dr. Ernst Kürsten vom 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen und Eric Bruhn (Student der Agrarwirtschaft) gaben eine Einführung in das Thema, sprachen über die verschiedenen Spielarten von Agroforstsystemen und zeigten, wo sie schon bei uns praktiziert werden.
Den Vorträgen folgte eine lebhafte Diskussion, die auch die Komplexität des Themas deutlich machte und die Hindernisse anriß, die zurzeit für die Anwendung von Agroforst bestehen. Die Unsicherheit der finanziellen Förderung, fehlendes Wissen oder auch mangelnde Bereitschaft zu neuen Methoden behindern aktuell noch eine größere Verbreitung dieser Systeme, die zurzeit v.a. von Idealisten umgesetzt werden. Gleichwohl wurden die Vorteile derartiger Nutzungssysteme deutlich und ist zu hoffen, dass immer mehr Landwirt:innen Agroforst - auch wirtschaftlich - als Chance sehen!
Die Vorträge im Netz: https://youtu.be/F6gWZQ90o3k
Die Vortragsfolien als pdf-Datei zum download:
Dr. Ernst Kürsten: Agroforstwirtschaft
Eric Bruhn: Agroforstwirtschaft - Tierhaltung und Vermarktung
Agroforstwirtschaft – Chance für die Landwirtschaft im Ammerland?
Veranstaltungsreihe zu Agroforstsystemen und ihren Möglichkeiten in der Region
Finanzieller und gesellschaftlicher Druck, Tierwohl, Schutz von Boden, Wasser und Artenvielfalt, der Klimawandel – die Landwirtschaft wird sich ändern müssen, will sie bei den an sie gestellten Anforderungen eine Zukunft haben. Aber wie kann eine zukunftsfähige Landwirtschaft aussehen, die die Existenz sichert und zugleich den vielfältigen Anforderungen gerecht wird?
Einen Diskussionsbeitrag liefert eine Veranstaltungsreihe zu Agroforstsystemen und deren Chancen, die vom Klimamarkt Ammerland, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Kreisgruppe Ammerland des BUND initiiert wurde und am 25. Januar 2022 startet.
Als Agroforstwirtschaft, oft auch mit dem Begriff „Agroforst“ abgekürzt, werden Landnutzungssysteme bezeichnet, bei denen Gehölze (Bäume oder Sträucher) mit Ackerkulturen und/oder Tierhaltung auf einer Fläche so kombiniert werden, dass zwischen den verschiedenen Komponenten ökologische und ökonomische Vorteilswirkungen entstehen (Nair, 1993). Typisch für alle Arten der Agroforstwirtschaft sind bewusst genutzte Wechselwirkungen zwischen Gehölz- und Ackerkulturen (DeFAF, 2022).
Agroforstsysteme bieten viele ökologische, aber eben auch wirtschaftliche Vorteile für eine Landwirtschaft, die langfristig nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch sozial und ökologisch verantwortbar sein will.
Kann in unserer Region die Agroforstwirtschaft dazu ebenfalls einen Beitrag leisten? Dieser Frage gehen die Vorträge und Diskussionen nach. Sie informieren über Varianten und Anwendungsmöglichkeiten von Agroforstsystemen und beleuchten deren Nutzen aus verschiedenen Perspektiven. Angesprochen werden auch die Wirtschaftlichkeit dieser Methoden, die aktuellen Fördermöglichkeiten und die Frage, inwiefern Agroforstsysteme konkret im Ammerland eine zukunftsfähige Landwirtschaft fördern können.
Den Auftakt machen am 25.01.2022 Dr. Ernst Kürsten vom 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen und Eric Bruhn (Student der Agrarwirtschaft) mit „Agroforstwirtschaft - Varianten und Praxis“. Sie geben eine Einführung in das Thema, sprechen über die verschiedenen Spielarten von Agroforstsystemen und wo sie schon bei uns praktiziert werden.
Am 17.2.2022 folgt: „Agroforstwirtschaft – Regionale Voraussetzungen und Perspektiven“. Welche Bedingungen für Agroforstsysteme gibt es hier und was ist (wirtschaftlich) möglich?
Nach einer Einführung über Rahmenbedingungen und Hindernisse für Agroforst in der Region spricht Joost Böckmann (Landwirt, B.Sc. Forstwissenschaften und Waldökologie) über „Agroforstwirtschaft - Ideen und Perspektiven für das Ammmerland aus Sicht eines Praktikers“. Der 27 jährige Junglandwirt aus Vechta entwickelt auf 30 ha ein Agroforstprojekt mit einer Mischkultur aus Haselnüssen, Walnüssen, Esskastanien sowie Stein- und Kernobst. Er zeigt mögliche Perspektiven für Agroforstwirtschaft im Ammerland auf.
Am 17.3.2022 ist Gerhard Braunmiller zu Gast und spricht über „Multifunktionale Agroforstsysteme - Herausforderungen und Chancen".
Vom Süden lernen: In seinem Vortrag berichtet Herr Braunmiller über die Erfahrungen aus tropischen Regionen und was bei der Anlage derartiger Systeme in unseren Breiten bedacht werden sollte. Gerhard Braunmiller ist langjähriger Referent für ländliche Entwicklung u.a. bei Misereor.
Den Abschluss bildet im Mai 2022 „Agroforstwirtschaft – eine Praxis für das Ammerland?" Es ist geplant, Beispiele für Agroforststrukturen im Ammerland aufzusuchen. Ziel ist es, konkrete Vorhaben zu entwickeln, gemeinsam weiterzudenken. Alternativ ist eine Exkursion zu verschiedenen Agroforstprojekten angedacht.
Humuswende – wie die Landwirtschaft zum Klimaretter wird;
Vortrag von Florian Schwinn am 10. März im Jaspershof
Eingeladen zur gut besuchten Veranstaltung hatten gleich vier Organisationen, die „Schutzgemeinschaft ländlicher Raum Nord-West“, der BUND Ammerland, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der Küchengarten Westerstede, der auf dem Gelände des Jaspershof gärtnert und bereits viel Erfahrung mit Humusaufbau gesammelt hat.
Wie wertvoll und wie rar der Boden ist, von dem wir leben, zeigte Florian Schwinn, Fernsemoderator, Journalist und Buchautor, gleich zu Anfang sehr anschaulich, indem er einen Apfel zerteilte. „Wenn die Erde ein Apfel wäre, bliebe abzüglich der Meere, Wüsten, Flüsse und bebauten Flächen gerade mal ein Achtel übrig, auf dem wir unsere Nahrung erzeugen können“, so Schwinn.
Täglich werden bei uns in Deutschland 60ha dieser ohnehin knapp bemessenen Ressource Boden zubetoniert, und immer sind es die besten Böden, die Autobahnen, Logistikzentren und Wohnsiedlungen zum Opfer fallen.
Was dieser Verlust tatsächlich bedeutet, beginnen wir allmählich zu realisieren, denn Zersiedelung und die agrarindustrielle Landwirtschaft gibt es immer weniger Insekten, Vögel verlieren dadurch ihre Nahrung und Lebensgrundlage, etliche stehen mittlerweile auf der Roten Liste oder sind sogar schon ausgestorben.
Aber was hat der Boden, was hat Humusaufbau damit zu tun? Schwinn nahm seine Zuhörer mit auf eine faszinierende Reise in die Unterwelt, spannender als jeder Tatort, denn was da unter unseren Füßen ungesehen und unbemerkt arbeitet, ist der größte Biotop, den es auf der Erde gibt, mit den meisten Arten, von denen wir jedoch erst einen Bruchteil kennen. In einem Kubikmeter Boden tummeln sich neben den uns bekannten Regenwürmern, Käfern und Käferlarven, Spinnen, Asseln und Springschwänze, zusätzlich noch unzählige exotisch anmutende Wesen, die alle dafür sorgen, dass organische Substanzen zersetzt werden und Humus entsteht.
Diese Fähigkeit des Bodens Kohlenstoff zu speichern, könnte uns die notwendige Atempause geben, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Denn wenn auf den weltweit landwirtschaftlich genutzten Flächen pro Jahr nur 4 Promille mehr Humus aufgebaut würde, könnte der gesamte jährliche Kohlendioxidausstoß im Boden gespeichert werden – und wir hätten fruchtbarere Böden als heute.
Durch den Einsatz schwerer Maschinen, zu viel Gülle und Pestizide zerstören wir das Bodenleben und den Humusanteil. Die Böden werden verdichtet, können bei Starkregen das Wasser nicht aufnehmen, werden weggeschwemmt oder weggeweht.
Schwinn ermutigte die Landwirte sich für eine Änderung der Agrarpolitik einzusetzen: Statt pauschaler flächengebundener Agrarsubventionen, die letzten Endes durch Pachtzahlungen, marktbedingte Abschöpfungen und zu geringe Preise gar nicht bei den Bauern ankommen, sollten sie für die Art der Bodenbearbeitung und dabei speziell für den geleisteten Humusaufbau gefördert werden. Das würde letzten Endes uns allen zu Gute kommen.
Bericht: Angelika Berns
Landwirtschaft und Ernährung jenseits wirtschaftlichen Wachstums
Volles Haus im Jasperhof beim Vortrag von Prof. Dr. Niko Paech
Die Zukunft von Ernährung und Landwirtschaft nach dem Wachstumszwang. Wie kann das funktionieren? Ca. 250 Zuhörer und Zuhörer folgten der gemeinsamen Veranstaltung von Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, BUND Ammerland, Küchengarten Westerstede, Schutzgemeinschaft ländlicher Raum Nord-West sowie Weniger. Ist. Machbar. – W.I.M. und Naturschutzgemeinschaft Ammerland.
Prof. Paech erklärte ausführlich die Chancen, die eine sogenannte Postwachstumsökonomie zur Bewältigung des Klimawandels mit sich bringt. Anschaulich führte er vor Augen, wie das Konsumverhalten gesteuert wird und welche fatalen Folgen der übermäßige Konsum für unsere Lebensgrundlagen, aber auch für uns selbst in Form von Krankheiten oder Verlust an sozialer Teilhabe hat.
Für Prof. Paech ist eine sichere Zukunft nur mit Reduktion möglich. Verzicht bedeute aber nicht unbedingt Verlust, sondern vielmehr einen erheblichen Gewinn an Lebensqualität, wie mehr Zeit zu haben und mehr soziales Miteinander zu erleben. Zentrale Begriffe dabei sind Suffizienz und Subsistenz. Suffizienz, was mit Genügsamkeit übersetzt werden kann, beschreibt die Zufriedenheit mit dem, was man hat, befreit von Ballast , der einengt und Zeit raubt. Subsistenz ist in etwa gleichbedeutend mit Eigenproduktion, Selbstversorgung, Instandhaltung und gemeinnütziger Arbeit.
Die elementaren Bedürfnisse, wie Essen, Trinken oder soziale Teilhabe wurden im Laufe der jüngeren Geschichte erweitert um Statussymbole, wie SUVs, Flugreisen oder Kreuzfahrten, einem zweiten Fernseher oder einem dritten Smartphone, mit denen aber der Bezug zu den elementaren Bedürfnissen und deren Wert verloren gegangen ist.
Wirtschaftliches Wachstum wird paradoxerweise dadurch generiert, dass Güter eine bewusst eingebaute begrenzte Haltbarkeit haben, um sie immer wieder herstellen zu müssen. Innovation kann dagegen darin bestehen, Güter haltbarer und reparierbar zu machen und in dieser Hinsicht weiter zu entwickeln. Das ist nachhaltig und zukunftsfähig.
Prof. Paech machte auch klar, dass einerseits besonders die flächenentkoppelte, industrielle Landwirtschaft einer der Verursacher des Klimawandels ist. Andererseits ist die Landwirtschaft selbst zugleich das Opfer des Klimawandels! Schon nach den beiden letzten trockenen Sommern gibt es Versorgungsengpässe beim Futter. Klimafreundliche regionale Ernährung ist möglich, wie eine Studie der Hamburger Hafen City 2016 ermittelt hat. Regionale Kreisläufe eröffnen eine ernst zu nehmende Perspektive für die Landwirtschaft, die zudem über Humusaufbau CO2 festlegen kann, um dem Klimawandel entgegen zu wirken.
Die Wende müsse von unten kommen, meinte Paech. Es sei eine der großen zivilgesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit, diese Wende selbst anzupacken. Viele kleine Projekte könnten Nachhaltigkeit erlebbar machen.
Die Veranstalter sehen den Input von Prof. Paech als Bestärkung in ihrem Bestreben, die Akteure rund um Landwirtschaft, Klima- und Naturschutz mit Verbrauchern zusammen zu bringen. Kontakte, Informationen und Dialoge öffnen Perspektiven und die Bereitschaft, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Diese „Reallabore“, so sein Credo, sind der Baustein für eine neue Zukunft mit nachhaltigem Gewinn an Lebensqualität für alle.
Der Vortrag ist als Film abrufbar unter: https://youtu.be/c-MqlkkU2I0
Agrardemos: ein Wandel ist unumgänglich
Agrardemo am 22.10.2019: Pressekommentar des BUND LV Niedersachsen
„Wer ernährt die Welt und wie soll das geschehen? Agrarkonzerne versus bäuerliche Landwirtschaft“ - Umkehr in der Agrarpolitk notwendig
Vortrag und Diskussion 16. Mai 2018
Etwa 20 Personen verfolgten am 8. Mai in Westerstede-Hollwege die Veranstaltung „Wer ernährt die Welt und wie soll das geschehen? Agrarkonzerne versus bäuerliche Landwirtschaft“, die von der Kreisgruppe Ammerland des BUND in Kooperation mit MISEREOR ausgerichtet wurde. Zu Gast waren Kerstin Lanje und Kathrin Resak von MISEREOR sowie Frank Ademba (Generalsekretär des Nationalkomitees für Familiäre Landwirtschaft Tanzania) und Yvonne Takang (ACDIC Kamerun), die die aktuelle Agrarpolitik, deren Auswirkungen und Lösungsmöglichkeiten für die kleinbäuerlichen Familien in Afrika vorstellten.
Zunächst präsentierte Kathrin Resak einige Fakten. Kleinbauern und Kleinbäuerinnen produzieren den Großteil der globalen Nahrungsmittel (in Afrika und Asien 80 Prozent) und bewirtschaften etwa 60 Prozent der weltweiten Ackerfläche. Dabei erzeugen sie auf ihren vergleichsweise kleinen Flächen – 83 Prozent der weltweit 537 Millionen Bauernhöfe bewirtschaften unter 2 Hektar Land – oftmals einen deutlich höheren Nährwert und einen höheren finanziellen Ertrag pro Hektar als die industrielle Landwirtschaft. Zugleich leben 70 Prozent aller Hungernden auf dem Land und ein Großteil von ihnen ist in der Landwirtschaft tätig. Afrikanische Länder, die sich einst selbst versorgen konnten, sind heute dazu nicht mehr in der Lage: sie produzieren Agrarprodukte für den Export und nicht für den eigenen Verbrauch. Die Globalisierung der Lieferketten bedeutet zugleich, dass die Ernährungssouveränität verloren geht.
Gesellschaftliche Konflikte entstehen durch die Verletzung von Land- und Menschenrechten, z.B. durch Vertreibung der kleinbäuerlichen Familien von tradiert genutztem Ackerland ihres Dorfes zu Gunsten von Agrarinvestoren. Für Tanzania beschrieb Frank Ademba die Lage so: „Die Agro-Konzerne und ausländischen Unternehmen wollen den Agrarsektor kontrollieren, insbesondere die Märkte rund um Saatgut, Dünger, chemische und andere agrarische Inputs. Das ist ein ernstes Risiko für die nachhaltige Landwirtschaft von Kleinbauern.“ Yvonne Takang forderte pointiert: „Lasst uns einfach Zeit und in Ruhe und selbständig die Landwirtschaft entwickeln, ohne sogenannte Entwicklungshilfe und Einflussnahme aus dem Ausland.“
Fazit: Exportorientierung der EU-Agrarpolitik, Subventionen in den Industrieländern, einseitige Handelsabkommen und Standardanforderungen, erschwerter Marktzugang für Kleinbauern und Kleinbäuerinnen insbesondere in Entwicklungsländern führen zu der paradoxen Situation, dass die hiesige industrielle Landwirtschaft mit ihrem Raubbau an Ressourcen für einen Export produziert, der in den Ländern des Südens den bäuerlichen Familien dort die Existenzgrundlage nimmt!
Die nachfolgende Diskussion stützte die Forderung von MISEREOR, dass für eine nachhaltige Ernährungssicherung die kleinbäuerliche, arbeitsintensivere und eine auf Vielfalt ausgerichtete agrarökologische Landwirtschaft entscheidend ist. Gleichzeitig sind eine Änderung der EU-Agrarpolitk, gerechte Handelsabkommen und der Schutz der Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in den Entwicklungsländern notwendig.
Eröffnung Ausstellung „Milch reist nicht gerne, Milchbauern schon“ – gute Resonanz und intensive Diskussion
16. April 2018
Etwa 40 Personen verfolgten am 9. April der Eröffnung der Ausstellung „Milch reist nicht gerne, Milchbauern schon“ im Kreishaus in Westerstede. Nach der Begrüßung durch Landrat Jörg Bensberg mit dem Appell, Lösungen im Dialog miteinander zu finden, erläuterten Kerstin Lanje, Referentin für Welthandel und Ernährung von Misereor, und Ottmar Ilchmann, Landesvorsitzender der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) mit Kurzvorträgen die aktuellen Situation auf dem Milchmarkt und die Hintergründe zur Ausstellung.
Kerstin Lanje präsentierte eine Weltkarte mit dem durchschnittlichen Frischmilchverbrauch. Auf dieser zeigten weite Gebiete Afrikas und Asiens einen sehr geringen Milchkonsum, mithin die Exportmärkte für europäische Milch, deren steigende Produktionsmengen innerhalb Europas kaum abzusetzen seien. Kerstin Lanje schilderte die Auswirkungen dieser Exporte in Burkina Faso, wo die lokalen Produzenten sich in einem ungleichen Wettbewerb mit europäischen Produkten wiederfinden. Dabei kann eine burkinische Molkerei mit einer Verarbeitungsmenge von täglich 50 l Milch sechs Frauen Arbeit geben und vielen Familien die Möglichkeit, ihre Milch direkt an die Molkerei abzuliefern. Dadurch wird ein wichtiger Beitrag zur Armutsbekämpfung und Dorfentwicklung vor Ort geleistet!
Ottmar Ilchmann (AbL) schlug anschließend den Bogen zum hiesigen Milchmarkt und den Rahmenbedingungen für die Milchlandwirte in unserer Region. Er stellte dar, dass nach dem Wegfall der Milchquote unverantwortliche Überproduktion nicht nur Bauern in den afrikanischen Exportländern das Leben schwer macht, sondern auch den Markt für deutsche und europäische Milchbauern ruiniert. Sie verursacht immer wieder Krisen, die viele Betriebe die Existenz kosten. Weniger wäre mehr, meinte Ilchmann und verwies auf Qualitätsprodukte wie die Weidemilch aus Niedersachsen.
In der sich anschließenden Publikumsdiskussion kreisten die Fragen um die Verantwortung der Milchbauern und Molkereien in Europa und mögliche Lösungen. Dabei wurde schnell die Vielschichtigkeit des Themas deutlich: Pflanzen und Tiere finden in unserer Agrarlandschaft keinen Lebensraum mehr, die Qualität der Gewässer leidet, bäuerliche Betriebe müssen aufgeben und zugleich wird Landwirten in den Ländern des Südens die Chance auf Entwicklung genommen. Und klar wurde auch, wie groß die Widerstände in Agrarindustrie und weiten Teilen der Landwirtschaft gegen Veränderungen sind, ungeachtet der sozialen Folgen und den Schäden für Umwelt, Tier und Mensch.